Anatol Herzfeld:
Kybernetiker

Anatol Herzfeld: Kybernetiker, (Foto: KUNST@SH/Jan Petersen)

Daten zum Werk

Anatol Herzfeld: Kybernetiker (1996, Stahl)
GEOMAR am Seefischmarkt, Wischhofstraße 1–3, 24148 Kiel (Wellingdorf)

Routenplaner: 54.32754, 10.18325


Beschreibung

Sind es Forscher, die dort in einem Pulk vor dem Zentrum für Ozeanforschung stehen? Mit einem Zylinder wohl behütet, einem Koffer in der einen Hand und einem Stab von exakt einem Meter Länge in der anderen wirken sie zumindest sehr wissens- und tatendurstig. Vielleicht wollen sie gerade aufbrechen, um die Welt zu vermessen? Das Meer (oder wenigstens die Schwentinemündung) haben sie jedenfalls schon einmal in den Blick genommen.

Bildhauer Anatol Herzfeld konstruierte aus rostrotem Stahl zwölf Figuren in geometrischen Formen. Es sind sehr statische Körper in eckigen und runden Formen, die an Roboter erinnern. Sie stehen aufrecht auf einem Podest, die Beine dicht beieinander, die Arme eng am Körper. Alle Figuren haben die gleiche, anonyme Form und strahlen Strenge und Ordnung aus. Sie stehen in einer Gruppe eng zusammen, treten aber nicht in Kontakt zueinander, sondern blicken alle in dieselbe Richtung und bleiben für sich. Die Aufstellung der Figuren durchbricht die geometrische Strenge, da diese keinem Raster folgt, sondern jeweils leicht versetzt ist. Dabei wahren alle Figuren weiterhin gebührenden Abstand.

Jede Figur für sich strahlt eine geschäftige Ernsthaftigkeit aus, ganz dem Zweck der Aufgabe ergeben. Durch die gleichförmige Wiederholung und die Gruppierung ohne Kontaktaufnahme zueinander wirken die eifrigen Kybernetiker aber eher komisch. Als Betrachter möchte man sich von der Anonymität der Masse lösen und eigene Wege gehen. Vor allem möchte man menschlicher sein als diese maschinenartigen Wesen.

Person

Anatol Herzfeld
Karl-Heinz Herzfeld wurde am 21. Januar 1931 in Insterburg (Ostpreußen) geboren. Im Sinne seiner zweiten Identität als Künstler nannte er sich später nur noch Anatol Herzfeld. Er wuchs in einer Pflegefamilie auf und flüchtete mit dieser gegen Ende des Zweiten Weltkriegs nach Westdeutschland. Im Rheinland begann Karl-Heinz Herzfeld zunächst eine Lehre zum Kunstschmied und arbeitete später von 1953 bis 1991 im Polizeidienst als Verkehrspolizist. Neben dieser Tätigkeit beschäftigte er sich intensiv mit anderen Arbeiten, auch der Kunst. 1964–1972 studierte er an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf Bildhauerei bei Joseph Beuys, der u.a. mit seinem Konzept des erweiterten Kunstbegriffs Zeit seines Lebens ein künstlerischer Orientierungspunkt blieb, um dann anschließend Architektur zu studieren.1979–1981 hatte er einen Lehrauftrag an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Er war Teilnehmer der documenta V(1972), VI (1977), VII (1982) in Kassel und erhielt u.a. 1992 den Lovis Corinth Preis. Bekannt wurde auch seine fiktiv (ohne festes Domizil und Betrieb) begründeten Freien Akademie Oldenburg in den 1975er Jahren, als vorbildliche „Institution“ von künstlerischen Aktivitäten. Beginnend 1972 zeigte er seine Eisen-, Holz und Steinarbeiten in Einzel- und Gruppenausstellungen mehrheitlich in Deutschland, ist er mit vielen Arbeiten im öffentlichen Raum vertreten. Seit den 1980er Jahren arbeitete er auf der Museumsinsel Hombroich, deren dort geschaffene Arbeiten mit seinem Tod in den Besitz der Stiftung des Museums übergingen. Anatol Herzfeld starb am 10. Mai 2019 in Moers, Nordrhein-Westfalen.

Weitere Informationen (extern):Wikipedia

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Galerie

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