Barbara Haeger:
Große Liegende

Barbara Haeger: Große Liegende (Foto: KUNST@SH/Jan Petersen, 2019)

Daten zum Werk

Barbara Haeger: Große Liegende (1967, Bronze)
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Martinistraße 52, 20251 Hamburg (Eppendorf)

Routenplaner: 53.59008, 9.97159


Beschreibung

Im kleinen Skulpturengarten am Erika-Haus des UKE findet sich auf einem mächtigen Sockel die Große Liegende von Barbara Haeger. Doch an den Körper einer liegenden Frau erinnert die Plastik nur entfernt. Deshalb erntete sie nicht nur bei ihrer Aufstellung Ende der 1960er Jahre vor der Klinik der Psychiatrie großes Unverständnis und Missfallen. Schroff und spitz wirkt der Körper, während ein kleiner Kopf nur angedeutet ist. Nicht nur die Oberärzte der Klinik protestierten lautstark, sodass um die Skulptur eine Buchenhecke gepflanzt wurde, um sie zu verdecken. Nach einer Klage der Künstlerin wurde diese jedoch wieder entfernt.

Der Charakter der Bronzeplastik weicht stark vom gewohnten Bild des menschlichen Körpers ab. Und genau aus diesem Grund spiegelt das Werk das Aufgabengebiet der Klinik: Dort werden Menschen behandelt, die ebenfalls nicht der Norm entsprechen und nicht adrett und lieblich sind. Bei psychisch kranken Menschen ist die Harmonie von Körper und Geist aus der Balance geraten, sie tragen Verletzungen und Störungen in sich und stoßen in ihrer Umgebung auf Widerstand. Dennoch haben sie, wie jeder andere Mensch auch, Anspruch auf Anerkennung ihrer individuellen Persönlichkeit. Die Brüche in der Seele der Menschen spiegeln sich in den Brüchen der Großen Liegenden.

Die Plastik wurde 2014 am neuen Standort vor dem Erika-Haus aufgestellt, wo sie nun in einen Dialog mit den weiteren Werken tritt, etwa der Großen Stehenden von Barbara Haeger oder Gustav Seitz’ ebenfalls umstrittener Danae.

Person

Barbara Haeger
Barbara Haeger wurde am 26. November 1919 in Loslau (Schlesien), heute Wodzisław Śląski, Polen geboren. Sie studierte Bildhauerei 1938–1939 an der Städelschule in Frankfurt am Main, 1939–1941 an der Akademie Dresden, 1941–1943 an der Akademie Berlin und 1948–1949 an der Landeskunstschule Hamburg (bei Edwin Scharff). Danach hatte sie abwechselnd Ateliers in verschiedensten Städten: 1953 in Hamburg, ab 1965 in Paris, ab 1970 in New York und ab 1980 wieder in Hamburg. Sie stellte u. a. in Hamburg, München, Paris, London, New York, Mexiko, Santa Cruz und Dar es Salaam aus und gab in verschiedenen Ländern Workshops zur Bildhauerei. Unter dem Titel „Zerstörung der Form“ machte sie mit ihren Bronzefiguren die Zerstörung der Menschengestalt und Menschenwürde zu ihrem künstlerischen Thema nach den Weltkriegen. Und auch deshalb vermied sie eine Positionierung ihrer Arbeiten vor der Architektur des Wiederaufbaus den Symbolen einer sich wieder aufstrebend entwickelnden Gesellschaft. Barbara Haeger beschäftigte sich auch als engagierte Schriftstellerin und als Schmuckgestalterin. Sie starb am 17. Juni 2004 in Hamburg.

Weitere Informationen (extern):Wikipedia

Galerie

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