Doris Waschk-Balz:
Erinnerungsmal an die jüdische Synagoge

Doris Waschk-Balz: Erinnerungsmal an die jüdische Synagoge (Foto: KUNST@SH/Jan Petersen, 2019)

Daten zum Werk

Doris Waschk-Balz: Erinnerungsmal an die jüdische Synagoge (1983, Bronze)
Rolf-Liebermann-Studio des NDR, Oberstraße 110, 20149 Hamburg (Harvestehude)

Routenplaner: 53.5776, 9.99117


Beschreibung

Das Rolf-Liebermann-Studio des Norddeutschen Rundfunks dient heute als ein „Tempel der Kultur“, wird jedoch ursprünglich am 30. August 1931 als Tempel der jüdischen Gemeinde eingeweiht und bietet damals Raum für über 1.000 Gläubige. Ganz bewusst verfolgt damals bereits seit Jahrzehnten der Hamburger Tempelverein das Ziel, sich mit deutschen Predigten und Liedern stärker in die deutsche Gemeinschaft zu integrieren. Den 1929 ausgeschriebenen Architektenwettbewerb gewinnen die beiden jüdischen Architekten Felix Ascher und Robert Friedmann mit einem Gebäude, das sich unter Vermeidung jeder mystischen Anmutung am klaren und reduzierten Bauhaus-Stil orientiert und damit von früheren Synagogen unterscheidet.

Der Tempel ist das letzte jüdische Gotteshaus, das vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 gebaut wird. In den folgenden Jahren kommt das jüdische Leben weitgehend zum Erliegen, da viele Gemeindemitglieder verfolgt werden. In der Pogromnacht des 9. November 1938 wird die Inneneinrichtung geschändet und zerstört, kurz darauf wird die Tempelgemeinde gezwungen, Gebäude und Grundstück weit unter Wert zu verkaufen. Es geht in den Besitz der Hansestadt Hamburg über und wird u.a. als Getreidelager und als Kino genutzt. 1946 mietet der Nordwestdeutsche Rundfunk das Gebäude und kauft es 1953 schließlich von der Jewish Trust Corporation. Seit 1982 steht es unter Denkmalschutz.

Am 9. November 1983 – 45 Jahre nach der Pogromnacht – wird zur Erinnerung an die Geschichte als jüdisches Gotteshaus auf steinernem Fundament ein bronzenes Denkmal von Doris Waschk-Balz eingeweiht. Es zeigt einen zerrissenen Toravorhang und eine zerbrochene Torarolle in einem unversehrten Rahmen. Damit verweist es darauf, dass die Einrichtung und das jüdische Leben zerstört wurden, das Gebäude aber erhalten blieb. Neben diesem Denkmal erinnern heute erläuternde Bronzetafeln außen sowie das vergoldete Deckengewölbe im Obergeschoss und das restaurierte kreisrunde Fenster in Form der jüdischen Menora, des siebenarmigen Leuchters, an die Geschichte des Hauses.

Person

Doris Waschk-Balz
Doris Waschk-Balz wurde am 26. November 1942 in Berlin geboren. Nach ihrem Abitur in Heilbronn begann sie 1962 das Studium bei Ulrich Günther (Keramik) und Rudolf Daudert (Bildhauerei) an der staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. 1964 setzte sie dieses bei Gustav Seitz an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg fort. Seit 1968 ist sie freischaffende Künstlerin. Sie lebt mit ihrem Mann, dem Zeichner und Buchillustrator Klaus Waschk, in Hamburg. Wichtigstes Element in ihren oft mehrteiligen und unterschiedlich kombinierbaren Arbeiten aus Terrakotta und Bronze ist das Spiel mit der Perspektive, mit Figuren und Landschaft.

Weitere Informationen (extern):Wikipedia

Galerie

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