Georg Kolbe:
Große Kriechende

Georg Kolbe: Große Kriechende (Foto: KUNST@SH/Jan Petersen, 2020)

Daten zum Werk

Georg Kolbe: Große Kriechende / Badende Frauen
(1927, Muschelkalk, zwei Figuren)
Stadtpark, Spielwiese, 22303 Hamburg (Winterhude)

Routenplaner: 53.59576, 10.01522


Beschreibung

Die Skulpturen zweier Frauen im Stadtpark Hamburg markieren rechts und links den Weg zwischen dem Planetarium und der Festwiese. Der Bildhauer Georg Kolbe inszeniert die Körper seiner beiden Figuren in einer Weise, die von den üblichen Sehgewohnheiten abweicht – weder stehend, noch sitzend oder liegend, sondern gestützt auf Arme und Beine. Die eine Frau sieht aus, als würde sie auf allen Vieren kriechen, während die zweite den linken Arm weit nach hinten streckt und ihren Fuß hält. Hier erzählt der Künstler keine Geschichte und zeigt auch keine Porträts, sondern stellt die Körper selbst als eigenständige Kunstwerke in den Mittelpunkt.

Die Anmutung der beiden Figuren ist sehr raumgreifend und lebhaft, da die Körper durch Drehungen und Winkel wie in einem sorgfältig geplanten „Bauwerk“ immer neue Richtungen einschlagen und auch die so entstandenen Zwischenräume das Gesamtbild mitbestimmen. Unterstützt wird dieser Eindruck durch den sich abstrakt und ungestüm auftürmenden Untergrund, der mit den Figuren verschmilzt. Dies wird besonders deutlich, wenn man die beiden Frauenfiguren mit anderen Darstellungen des weiblichen Körpers im Stadtpark, z.B. der Eva von Oskar Ulmer, der Badenden von Reinhold Begas, der Diana von Georg Wrba oder auch dem Akt von Albert Woebcke vergleicht. Während die anderen genannten Arbeiten eher malerisch wirken und deutlich strenger und zurückhaltender gestaltet sind, ist bei Georg Kolbes Frauen eine pulsierende und sich in den Raum ausbreitende Energie nahezu greifbar.

Person

Georg Kolbe
Georg Kolbe wurde am 15. April 1877 in Waldheim, Sachsen geboren. Nach einer Ausbildung zum Maler an der Kunstgewerbeschule in Dresden sowie an der Kunstakademie in München ging der spätere Bildhauer und Medailleur 1897 nach Paris, um an der Académie Julian zu studieren. 1898–1901 lebte er in Rom, wo er unter Anleitung Louis Tuaillons mit bildhauerischen Versuchen im Modellieren von Portraitköpfen begann. Aktfiguren mit betontem Ausdruck bestimmten ab 1910 seine Motive. 1904 zog Kolbe nach Berlin, wo er bis zu seinem Lebensende lebte. 1905 gehörte er zu den ersten Trägern des Preises der Villa Romana, Florenz. Reisen wie 1913 nach Ägypten oder die Berufung nach Istanbul prägten seine Stilentwicklung. Bis 1935 waren etliche seiner öffentlich aufgestellten Werke von den Nationalsozialisten beseitigt worden. Als letzter Präsident des Deutschen Künstlerbundes (ab 1936 verboten) engagierte er sich vergeblich für die als „entartet“ eingestuften Kollegen. Die gerade laufende Jahresausstellung im Kunstverein Hamburg wurde zwangsweise geschlossen. Er nahm von 1937 bis 1944 regelmäßig mit Skulpturen an der Großen Deutschen Kunstausstellung im Haus der Kunst in München teil. Im ehemaligen Atelier- und Wohnhaus des Künstlers (heute Georg Kolbe Museum Berlin) werden etwa 200 Skulpturen sowie 1500 Zeichnungen und Graphiken aufbewahrt. Georg Kolbe starb am 20. November 1947 in Berlin.

Weitere Informationen (extern):Website Wikipedia

Galerie

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