Helga Helmig:
Schriftzeichen

Helga Helmig: Schriftzeichen (Foto: KUNST@SH/Jan Petersen, 2019)

Daten zum Werk

Helga Helmig: Schriftzeichen (2015, Farbe auf Leinwand)
Fachhochschule Kiel, Studienkolleg des International Office, Sokratesplatz 4, 24149 Kiel (Neumühlen-Dietrichsdorf)

Routenplaner: 54.333, 10.18147


Beschreibung

Schriftzeichen sind codierte Botschaften – vom Sender verschlüsselt, vom Empfänger wieder entschlüsselt. Damit dies funktioniert, müssen die Codes auf beiden Seiten bekannt sein. Im Alltag können wir fast alles entziffern, was in unserer Sprache geschrieben ist, nur manche Handschriften oder ausgefallene Druckschriften stellen uns vor große Herausforderungen. Die Codes in fremden Ländern – vor allem im asiatischen Raum – müssen wir erst erlernen, um deren Gehalt entschlüsseln zu können.

Im Studienkolleg der Fachhochschule hängen im Eingangsbereich drei quadratische Leinwände wie ein Triptychon. Jedes Quadrat zeigt eine Verbindung aus schwarzer Fläche und weißen Linien. Helga Helmig präsentiert drei unterschiedliche Arten von Schriftzeichen, mal rund geschwungen, mal kantig, mal eine Mischung aus beidem. Die Bedeutung der Zeichen erschließt sich nicht, da sie nicht unserem bekannten Repertoire entsprechen. Doch sie geben einen Hinweis darauf, wie geschriebene Sprache funktioniert, nämlich durch die horizontale und vertikale Ordnung ausgewählter Elemente. In unserer Sprache funktioniert die Ordnung ganz regelmäßig in Blöcken von links nach rechts und in Zeilen von oben nach unten, während in anderen Sprachen nicht nur die Zeichen, sondern auch die Ordnung abweichen.

Zwar können wir die mögliche Bedeutung dieser Schriftzeichen nicht entziffern, eine Wirkung erzielen sie aber dennoch. Denn die Schriftbilder wirken über den Gesamteindruck. Auf weißem Malgrund hat die Künstlerin schwarze Acrylfarbe flächig aufgetragen und dann die Linien eingeschabt, sodass der Untergrund freigelegt ist. Die Spuren der Arbeit bleiben deutlich sichtbar und verleihen den Symbolen eine lebendige, individuelle Note. Die Farbgebung von schwarzer Fläche und weißen Zeichen weicht vom gewohnten Bild ab, das dunkle Zeichen auf hellem Grund zeigt. Nur die klassische Schultafel mit den hellen Kreidespuren ähnelt diesem Bild.

Damit entstehen vielfältige Bezüge, die sehr gut zur Sammlung der Campuskunst-D passen: die Assoziationen zu Orten des Lernens, die Thematisierung von Codes, das Reflektieren des Alltäglichen.

Person

Helga Helmig
Helga Helmig wurde 1941 in Stuhm / Westpreußen geboren. Nach dem Abitur in Burgsteinfurt 1962 studierte sie 1962–1965 Pädagogik und Kunst an der Pädagogischen Hochschule in Münster und an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Bevor sie 1983–1988 die Leitung von Lehrerfortbildungsmaßnahmen in der Sparte Kunst / Keramik beim Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen in Schleswig-Holstein übernahm, war sie im Schuldienst von Nordrhein-Westfalen in leitender Funktion angestellt. 1991–2003 war sie Ratsfrau und kulturpolitische Sprecherin der Landeshochschule (LH) in Kiel, Vorsitzende des Kunstbeirates der LH (2002–2016) und Mitglied im Kultur und Wissenschaftssenat der LH (2013–2016). Seit vielen Jahren ist sie Vorsitzende der Heinrich-Ehmsen-Stiftung der Landeshauptstadt Kiel. Während ihrer Studienzeit in Münster und Frankfurt studierte sie auch Bildende Kunst und war als Künstlerin sowohl mit Gips und Keramik als auch mit den verschiedensten Maltechniken aktiv. Dabei findet sie wesentliche Teile für ihre Materialbilder als Fundstücke ihrer Umgebung oder bringt diese von Reisen mit. Seit 2010 stellt sie in Einzel- und Gruppenausstellungen in Kiel und Umgebung aus. Helga Helmig lebt und arbeitet in Kiel.

Galerie

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