Jan Koblasa:
Der Nachbar

Jan Koblasa: Nachbar (Foto: KUNST@SH/Jan Petersen, 2016)

Daten zum Werk

Jan Koblasa: Der Nachbar (1972, Messingblech, Höhe ca. 2,3 m)
Standesamt, Fleethörn / Rathausplatz, 24103 Kiel (Vorstadt)

Routenplaner: 54.32227, 10.1338


Beschreibung

Das heutige Standesamt der Stadt wird 1949–1950 für die damalige Landeszentralbank erbaut: An der Schmalseite zur Fleethörn hin dominiert ein Portikus aus Muschelkalk mit Freitreppe. Links neben der Treppe lädt eine flache Steinbank zum Verweilen ein – in direkter Gesellschaft eines freundlichen Nachbarn: Eine stark reduzierte Figur aus Messingblech nimmt ein Viertel der Bankfläche ein. Die prägnante, an eine sitzende menschliche Gestalt erinnernde Plastik stammt vom Bildhauer Jan Koblasa, der damals die Bildhauerklasse an der Muthesiusschule leitet. Den Auftrag erhält er von der Stadt im Zuge der Vorbereitungen auf die Olympischen Segelwettbewerbe, die 1972 in Kiel stattfinden. Dem internationalen Publikum will Kiel mit verschiedenen vorübergehend und dauerhaft installierten Kunstwerken ein modernes, optimistisches und weltoffenes Bild zeigen. Der Nachbar des wenige Jahre zuvor aus Prag geflohenen Künstlers entspricht ganz diesem Wunsch, denn hier steht der kreative und freie Umgang mit Formen und Materialien im Mittelpunkt, womit der Künstler vor allem die Fantasie des Publikums ansprechen will. Heute finden sich noch drei weitere Arbeiten des Künstlers im öffentlichen Raum der Stadt, am bekanntesten das monumentale Werk Lebenssäule und sieben Tage in der Bahnhofstraße vor dem Arbeitsamt.

Person

Jan Koblasa
Jan Koblasa wurde am 5. Oktober 1932 im tschechischen Tabor geboren. Er studierte 1952–1958 an der Akademie der Bildenden Künste in Prag. Nach dem Scheitern des „Prager Frühlings“ 1968 floh er über Mailand nach Norddeutschland. An der Muthesius Kunsthochschule Kiel begründete er 1969 die Bildhauerklasse, die er bis 1998 leitete. 1995 war er Gast der Deutschen Akademie Villa Massimo, Rom. 2002–2005 war er Professor für Bildhauerei an der Prager Akademie der Bildenden Künste. In seiner Zeit als Professor war er Lehrmeister einer heute weithin bekannten Riege von überregional bekannten Bildhauern. Bekannt wurden die Arbeiten des Malers, Grafikers und vor allem Bildhauers durch seine teils monumentalen, archetypischen und auf religiöse wie politisch kritisch anspielenden Themen, insbesondere mit Holz-, Metall- und Steinskulpturen. Seit 1958 war er an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland beteiligt und nahm an internationalen Symposien und Reisen teil. 1989 erhielt er den Kunstpreis der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft. Viele seiner Arbeiten befinden sich im öffentlichen Raum von Schleswig-Holstein sowie in privaten Sammlungen weltweit, darunter in mehr als 30 Museen und Sammlungen. Jan Koblasa starb am 3. Oktober 2017 in Hamburg.

Weitere Informationen (extern):Wikipedia

Galerie

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