Daten zum Werk
Johannes Michler: Ohne Titel
(2010er Jahre, Findling aus Granit, Stahl)
Rathaus, Rathausplatz / Zingelstraße 2, 25704 Meldorf
Routenplaner: 54.08944, 9.07389
Beschreibung
Findlinge als Zeugen der letzten Eiszeit gehören zu Schleswig-Holstein wie Ebbe und Flut. Ein riesiger Findling bildet auch die Grundlage der minimalistischen Skulptur, die Bildhauer Johannes Michler im Rahmen der Stadtsanierung für die neugestaltete Fußgängerzone und den Vorplatz des Rathauses in Meldorf schuf.
Mit zwei sauberen Schnitten im rechten Winkel trennte der Künstler einen Teil des Steins heraus. Die Schnittflächen polierte er sorgfältig, so dass die rotbraun glänzenden Flächen aus dem Inneren des Steins einen deutlichen Kontrast zur hellen Hülle bilden. Der Findling und das herausgetrennte Teilstück sind auf dem gepflasterten Platz so angeordnet, dass es wirkt, als wäre das Stück gerade erst heraus getrennt worden und könnte mit einigen kräftigen Bewegungen wieder an seinen ursprünglichen Platz geschoben werden.
Für den Leerraum im unteren Bereich des aufrecht stehenden großen Findlings konstruierte Johannes Michler aus Stahl ein Element, das wie ein offener Stuhl ohne Sitzfläche und Rückenlehne aussieht. Dieses gleichmäßig und geometrisch geformte Element steht mit seiner Transparenz und Leichtigkeit im starken Kontrast zum schweren, massiven Stein. Es wirkt beinahe, als würde das Gewicht des großen Findlings auf dem filigranen Stuhl lagern.
Mit einfachsten künstlerischen Mitteln schuf der Bildhauer ein Werk, das geschickt mit den Gegensätzen spielt: Innen und Außen, Schwere und Leichtigkeit, Massivität und Offenheit, Natur und Kultur.
Person
Johannes Michler
Johannes Michler wurde 1954 in Burg/Dithmarschen geboren und arbeitete 1972–1976 als Bauzeichner. 1976–1981 studierte er Bildhauerei an der Muthesius Kunsthochschule Kiel. Seit 1980 präsentiert er seine Werke in Einzel- und Gruppenausstellungen. 1985 erhielt er ein Stipendium des Landes Schleswig-Holstein und war 1986 Assistent von Ulrich Rückriem sowie später als Gastdozent auch in Norwegen und Schweden tätig. Wenige, teils auch in ihrer Konsistenz gegensätzlich eingesetzte Materialien wie Metall und Sand bei gleichzeitig deutlich erkennbaren Grundformen kennzeichnen seine Arbeiten unter anderem auch im öffentlichen Raum. 1987 wurde ihm der Gottfried-Brockmann-Preis der Landeshauptstadt Kiel verliehen. Heute arbeitet Johannes als freier Künstler und Dozent für Freie Kunst an der Muthesius Kunsthochschule Kiel.
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Galerie
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