Leo Kornbrust:
Ohne Titel

Leo Kornbrust: Ohne Titel (Foto: KUNST@SH/Jan Petersen, 2020)

Daten zum Werk

Leo Kornbrust: Ohne Titel (1977, Sandstein, neu aufstellt 2015)
Lütjenstraße / Mühlenbrücke, 24534 Neumünster

Routenplaner: 54.07086, 9.98434


Beschreibung

Seit 2019 steht an der Mühlenbrücke in Neumünster wieder die namenlose Skulptur, die Leo Kornbrust im Sommer 1977 innerhalb von sieben Wochen vor den Augen des Publikums schuf. Sie entstand anlässlich des 850-jährigen Stadtjubiläums. 1993 wurde sie in den Garten der Villa Köster umgesetzt, ab 2010 dann in Einzelteilen im städtischen Bauhof gelagert. Mit Unterstützung des Kulturbüros sowie des Vereins zur Förderung der Kunst in Neumünster wurde das Werk wieder zurück ins Licht der Öffentlichkeit geholt – ähnlich wie zuvor bereits der ebenfalls über einen längeren Zeitraum demontierte Doppelwinkel von Jan Meyer-Rogge. Denn immerhin sind beides Werke von national und international anerkannten Künstlern.

Die Sandsteinskulptur besteht aus fünf großen Blöcken, die senkrecht aufgestellt sind. Die Schmal- und Breitseiten der Blöcke wechseln sich ab, sodass der Grundriss die Form eines Doppelkreuzes hat: ein senkrechter Balken mit zwei Querbalken. Beim Umrunden der Skulptur zeigt sich, dass die drei mittleren Blöcke rechtwinklig geschnitten sind, während die beiden äußeren keilförmig zulaufen. So erscheint die massive, schwere Form dynamisch, als wolle sie den Raum durchschneiden. Sie erinnert an einen segelnden Zweimaster, ohne das Schiff selbst darzustellen. Vielmehr ist hier der Grundriss des Schiffes zu sehen, während die Figur mit den geblähten Segeln der Fantasie des Betrachters überlassen bleibt.

Die Idee des Bildhauers verlangt dem Betrachter ein gewisses Abstraktionsvermögen und die Bereitschaft zur Auseinandersetzung ab, zumal der Künstler auch auf einen Titel zur Unterstützung bei der Entschlüsselung verzichtet. Böse Zungen gaben dem Werk stattdessen den Namen Pinkelstein, der sich bis heute gehalten hat.

 

Person

Leo Kornbrust
Leo Kornbrust wurde am 31. August 1929 in St. Wendel, Saarland geboren. Nach Schreiner- und Holzbildhauerausbildung 1943–1950 studierte er 1951–1957 an der Akademie der Bildende Künste in München und war Meisterschüler von Toni Stadler. Er erhielt Auszeichnungen und Preise so u.a. das Stipendium der Villa Massimo, Rom 1959 sowie der Cite Internationale des Art Paris 1966 und den Kunstpreis des Saarlandes 1984. Nachdem er 1957–1960 in München sein eigenes Atelier unterhielt, nahm er 1978 eine Professur an der Akademie in München an, war dort 1991–1993 Prorektor, wurde 1995 deren Ehrenmitglied, bis er Ende der 1990er Jahre emeritierte. Er war Mitglied des deutschen Künstlerbundes und nahm ab 1959 an den Jahresausstellungen teil. Schuf er anfangs auf Basis von modelliertem Ton als Motive menschliche Figuren, Frauenakte und Portraitköpfe, begann er in den 1960er Jahren Bildhauerarbeiten mit Basalt-Lava und dunklem Granit in eher abstrakter bis konstruktivistischer Form. In den 1970er Jahren spielten „Schrift-Skulpturen“, „Steinthrone“ und die Behandlung der „inneren Linie“ eine wichtige Rolle in seinem Ouevre. Arbeiten im öffentlichen Raum wurden in den 1990er Jahren durch eine Vielzahl von Skulpturen im süddeutschen Raum, aber auch in Bremen, München, Neumünster und im Ausland realisiert. Ab dem selben Zeitraum konnte man seine Arbeiten in vielen Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutschland sehen. Nachdem er 1967–1970 am Symposium Europäischer Bildhauer im französischen St. Margarethen (Burgenland) teilnahm, wo er Karl Prantl und dessen Ideen von einer Skulpturenstraße kennengelernt hatte, war er 1971 selber Initiator des internationalen Bildhauersymposiums in St. Wendel und 1979 Initiator der „Straße der Skulpturen“. 1987 wurde diese mit dem Projekt des Bildhauers Paul Schneider als „Steine der Grenze“ verbunden. Zusammen verstanden sich beide Skulpturenwege als Hommage an die Idee einer „Straße des Friedens“ von Paris nach Moskau des 2004 gegründeten gleichnamigen Vereins. Leo Kornbrust starb am 20. Juli 2021 in St. Wendel.

Weitere Informationen (extern):Website Wikipedia

Galerie

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