August Kraus:
Jüngling

August Kraus: Jüngling (Foto: KUNST@SH/Jan Petersen, 2019)

Daten zum Werk

August Kraus: Jüngling (1900er Jahre, Bronze)
Bellmannstraße/Chemnitzstraße, 24837 Schleswig

Routenplaner: 54.51796, 9.55392


Beschreibung

In der Darstellung des männlichen Körpers als Skulptur dominierten lange Zeit idealisierte und athletische Körper – muskulöse Halbgötter und tapfere Kämpfer präsentieren ihre gestählten Leiber. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts tauchten in der Kunst jedoch immer häufiger auch solche Männer auf, die dem Heldenbild weniger gut entsprechen, in der Literatur genauso wie in der Malerei und der plastischen Kunst. Sie wirken oft nachdenklich, nach innen gewendet und sensibel. Sie beeindrucken nicht mit ihrer Stärke und ihrer Tatkraft, sondern zeigen andere Facetten der Männlichkeit und Menschlichkeit. Auch der Jüngling von August Kraus bleibt bei sich und scheint sich seinen Gedanken hinzugeben. Die lockere Haltung ist frei von Anspannung, während der Blick kein festes Ziel hat.

Die Bronzeplastik steht im als „Beamtensiedlung“ oder „Julius-Petersen-Siedlung“ bekannten Gebiet an der Bellmannstraße, das ab 1921 bis in die 1930er Jahre hinein gebaut wird und heute als besonderes Beispiel der Heimatschutzarchitektur mit teilweise expressionistischen Fassaden unter Denkmalschutz steht. Die Entstehungszeit der Figur ist nicht gesichert. Möglicherweise entstand sie während des Aufenthaltes des Künstlers in Rom zum Anfang des Jahrhunderts. Zu dieser Zeit schuf er auch den Bocciaspieler sowie den Römischen Hirten, eine Plastik mit großer Ähnlichkeit.

Person

August Kraus
August (Friedrich Johann) Kraus wurde am 9. Juli 1868 in Ruhrort geboren. Nach dem Umzug mit seinen Eltern 1877 nach Baden-Baden lernte er ab 1882 Steinbildhauerei bei einem Grabsteinbildhauer, um nach einem weiteren Umzug 1883 nach Straßburg die Ausbildung bei Johann Rieger fortzusetzen und bis 1887 parallel die Städtische Kunsthandwerksschule zu besuchen. 1887–1891 studierte er an der Berliner Akademie der Künste bei Ernst Herter und war bis 1898 Meisterschüler bei Reinhold Begas. Der Staatspreis der Preußischen Akademie der Künste (1900), verbunden mit einem fünfjährigen Stipendium, ermöglichte ihm eine Weiterbildung in Rom und die Umsetzung seiner eigenen stilistischen Vorstellungen. 1900 nahm er mit einer seiner Arbeiten aus den Denkmalgruppen der Siegesallee in Berlin (Gesamtprojektleitung Reinhold Begas) an der Pariser Weltausstellung teil. Bekannt wurde neben den Denkmälern in verschiedenen deutschen Städten vor allem für jene in Berlin oder auch sein Denkmal des deutschen Kanonenbootes Iltis (1898) für Shanghai. Er wurde Mitglied des Deutschen Künstlerbundes und war ab 1905 auf deren Jahresausstellungen in Berlin vertreten. Nach seiner Rückkehr nach Berlin wurde er erst Vizepräsident der Berliner Sezession, wechselte dann in die freie Sezession und wurde 1. Vorsitzender der Vereinigung der Berliner Bildhauer. 1914–1920 war er 1. Vorsitzender des Rauch-Museums. 1933 wurde er von den Nationalsozialisten zum Präsidialrat der Reichskulturkammer und zum kommissarischen Präsident der Preußischen Akademie der Künste ernannt. August Kraus starb am 8. Februar 1934 in Berlin.

Weitere Informationen (extern):Wikipedia

Galerie

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