Carl Otto Czeschka:
Die Schönheit als Botschaft

Carl Otto Czeschka: Die Schönheit als Botschaft (Foto: KUNST@SH/Jan Petersen, 2020)

Daten zum Werk

Carl Otto Czeschka: Die Schönheit als Botschaft
(1912, Jugenstil-Grisaile-Fenster, Ausführung durch Gebr. Kuball in Hamburg)
HFBK, Große Halle, Lerchenfeld 2, 22081 Hamburg (Uhlenhorst)

Routenplaner: 53.56713, 10.03157


Beschreibung

Die große Mittelhalle der Hamburger Hochschule für Bildende Künste (ehemals Kunstgewerbeschule) wird dominiert vom raumhohen Glaskunstfenster, das Carl Otto Czeschka gestaltete. Farblich ist es extrem reduziert, während die grafische Gestaltung umso üppiger ausfällt. Von den fünf schmalen und hohen Fensterflächen zeigen die mittleren einen weiblichen Akt, umrahmt von zwei männlichen, während die beiden äußeren in kunstvoll gestalteter Schrift eine von Wilhelm Niemeyer verfasste Hymne auf die Schönheit präsentieren. Alles ist reich geschmückt mit Wasserkaskaden, Blumenranken, Schmetterlingen und Vögeln.

Die technische Umsetzung des grafischen Entwurfes war extrem aufwändig und herausfordernd und wurde vom renommierten Hamburger Handwerksbetrieb Gebr. Kuball ausgeführt. Die Gläser wechseln beständig in Formen, Schliff, Transparenz und Struktur. Das Netz der Bleiruten verbindet nicht nur die einzelnen, kleinteiligen Scheiben, sondern ist die Grundlage der Zeichnung. Auf weitere Malerei mithilfe von Schwarzlot wurde weitgehend verzichtet.

Text und Bild gehen eine harmonische Einheit ein und stützen sich gegenseitig. Für die Hymne entwarf Czeschka eigens eine Schrift und ordnete die Zeichen stark bildhaft ornamental an, sodass hier die grafische Wirkung fast wichtiger als der Inhalt erscheint. Zu lesen sind im linken und rechten Fenster die folgenden Worte:

Wir verkünden euch:
Der Sinn der Erde ist der Schönheit sich als Leib zu bünden
Traum des Seins und Traumeslustgebärde selig in des Lichtes Flur zu gründen Schöpfungsliebesglanz und Morgenfülle blühen Klänge Maasse Formen Lieder Der Notwendigkeit Demant Gefieder
Aus des Weltengrunds krystallner Stille
zünden sich zu Gleichniss Glanz und Spiegel irdischer Gesichte Allgestalt
und am Gram des Nichts der ewige Riegel
ist der Schönheit heilige Gewalt

Wir entsenden euch:
Der Sinn der Erde soll in euch sich neuer Klarheit zünden
Hehrer Schönheit herrische Gebärde sollt ihr streng der dumpfen Welt verkünden Denn verheissen ward:
Der Ewigkeiten erster Ring ist feierlich vollendet
wenn dem fernsten Ding und allen Welten ward des Schönen Botschaft zugesendet Seid ihm Boten!
Traumgeführt umflogen von der Lustgesichte Schwingenschlag
Seid ihm Künder!
Bis in trunkne Wogen schönheitsselig sinkt der Weltentag

Person

Carl Otto Czeschka
Carl Otto Czeschka wurde am 22. Oktober 1878 in Wien geboren. Der aus Böhmen und Mähren abstammende spätere Maler und Grafiker entwickelt seine zeichnerischen Fähigkeiten schon in jüngsten Jahren im Haushalt seines Vaters, einem Tischlermeister. Nach einem Stipendium am Esterhazy-Gymnasium absolvierte er ab 1890 eine Lehre bei seinem Vater und finanzierte seine Vorbereitung auf ein Kunststudium durch eine Stelle als Zeichenlehrer auf Schloss Wartholz, bevor er 1894-1899 sein Studium an der Akademie für Bildende Künste in Wien bei Christian Griepenkerl absolvierte. Die Aufnahme an der Wiener Werkstätte 1905, in deren Zeit er u.a. auch Oskar Kokoschka als Schüler unterrichtete, erbrachte ihm die enge Zusammenarbeit mit Kolomann Moser, die sich auch nach seiner Berufung 1907 an die Kunstgewerbeschule (im Gebäude des heutigen Museums für Kunst und Gewerbe) Hamburg fortsetzte. Zu seinen bekannten Arbeiten gehörte die Gestaltung von sieben Fenster mit allegorischen Darstellungen sowie zwei Marmorreliefs für das Palais Stoclet in Brüssel. Zeichnungen, Grafiken, Schriften, Holzschnitte, buchkünstlerische Arbeiten (Illustration des Buches Nibelungen), Möbel und Gobelins (9 m² große Arbeit für die Hamburger Staatsoper) und Theaterausstattungen gehörten zu seinem Ouvre bzw. sind Bestandteil öffentlicher Sammlungen. Eine Vielzahl seiner Arbeiten gingen durch den Krieg verloren. Zu seinen ornamentalen Gestaltungen gehörte u.a. auch das Logo der Zeitschrift DIE ZEIT mit dem Hamburger (bis 1946) und später dem Bremer Wappen (ab 1946). Carl Otto Czeschka starb am 30. Juli 1960 in Hamburg.

Weitere Informationen (extern):Wikipedia




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Galerie

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