Daten zum Werk
Ernst Barlach: Geistkämpfer (1928, Bronze, Höhe mit Sockel ca. 5,5 m)
Alter Markt/Nikolaikirche, 24103 Kiel (Altstadt)
Routenplaner: 54.323, 10.13975
Beschreibung
Mitte der 1920er Jahre wendet sich der Kieler Stadtoberbaurat Willy Hahn (1887–1930) an den expressionistischen Künstler Ernst Barlach, den damals bedeutendsten lebendenden Bildhauer Schleswig-Holsteins. Er bittet ihn um eine moderne Großplastik für eine Aufstellung auf dem Platz vor der Klosterkirche und sagt ihm jegliche künstlerische Freiheit zu. Der Künstler gestaltet einen Engel, der ein langes Schwert nach oben streckt, während er auf dem Rücken eines grimmigen Tieres steht. Der Engel dominiert damit das wilde Tier, ohne es zu vernichten. Damit steht er symbolisch für die Kraft des Geistigen und der Kultur, die stärker sind als die dunklen Triebe. Die Skulptur gliedert sich der Höhe nach in vier Teile, die sich nach oben hin verjüngen und damit eine dreieckige Grundform bilden. Auf eine große Feier zur Enthüllung 1928 wird verzichtet, da sowohl die Person des Künstlers als auch das moderne Kunstwerk in der Öffentlichkeit auf Kritik stoßen. Während der nationalsozialistischen Herrschaft nimmt die Kritik weiter zu, bis schließlich sogar das Einschmelzen beschlossen wird. Nur unter Mühen gelingt es, das Kunstwerk zu verstecken und zu retten. Nach dem Krieg bleiben lange Zeit die Besitzverhältnisse unklar. Nach intensiven Bemühungen kauft die Stadt die Plastik zurück und stellt sie im Juni 1954 am neuen Standort vor der St. Nikolaikirche auf.
3D-Modell:
Person
Ernst Barlach
Ernst Barlach wurde am 2. Januar 1870 in Wedel (Schleswig-Holstein) geboren. Dort aufgewachsen, zog er 1877 nach Ratzeburg. 1888-1891 wurde er als Zeichenlehrer an der allgemeinen Gewerbeschule in Hamburg bei Theodor Richard Thiele und Peter Woldemar ausgebildet. 1891-1895 studierte er an der Kunstakademie Dresden bei Robert Diez, dessen Meisterschüler er war. 1895-1896 war er an der Académie Julian, Paris. Ab 1897 war er als freischaffender Künstler tätig und lebte 1899-1901 in Berlin. 1906 bereiste er mit seinem Bruder Nikolaus Russland, dessen volkstümlichen Eindrücke, festgehalten in Skizzen und im Russischen Tagebuch, seine Formengestaltung entscheidend veränderte. Ab 1907 nahm er an Ausstellungen u.a. der Berliner Secession in Berlin teil. 1909 erhielt er ein Stipendium für die Villa Romana, Florenz. Eine Vielzahl von Auszeichnungen und Ehrenmitgliedschaften würdigten den Künstler und Schriftsteller, der ca. 450 Plastiken, mehr als 2.000 Zeichnungen sowie Skizzenbücher, Holzschnitt und Lithografien schuf. 1910 ließ er sich in Güstrow (Mecklenburg) nieder, wo er bis zu seinem Tode lebte und arbeitete. 1937 wurden mehr als 400 seiner Werke als entartet aus den deutschen Museen entfernt. Werke des Künstlers wurden posthum auf der documenta 1 (1955) und documenta III (1964) in Kassel gezeigt bzw. sind u. a. in Ernst-Barlach-Museen wie in Ratzeburg, Hamburg, dem Ateliermuseum in Güstrow und seiner Geburtsstadt Wedel zu sehen sowie in nationalen und amerikanischen bzw. europäischen Sammlungen vertreten. Ernst Barlach starb am 24. Oktober 1938 in Rostock.
Weitere Informationen (extern):Website Wikipedia Sparkassenstiftung
Literatur:
Naomi Jackson Groves: Ernst Barlach – Leben im Werk, Karl Robert Langewiesche Nachfolger, Königstein im Taunus 1972
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Galerie
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