Felix Droese:
Boot

Felix Droese: Boot (Foto: KUNST@SH/Jan Petersen, 2020)

Daten zum Werk

Felix Droese: Boot (1985, Rettungsboot aus Aluminium, Bewuchs aus Efeu)
Neuer Friedhof Finkenwerder, Finkenwerder Landscheideweg, 21129 Hamburg (Finkenwerder)

Routenplaner: 53.52933, 9.87485


Beschreibung

Wer würde vermuten, dass es sich bei diesem unscheinbaren, efeubewachsenen Hügel um ein hochrangiges Kunstwerk handelt, das die Fachleute zu wortgewaltigen Lobeshymnen hinreißt? Was kaum mehr zu erahnen ist: Unter dem Efeu befindet sich nicht etwa ein Erdhügel, sondern ein ausgedientes Rettungsboot aus Aluminium, welches von Felix Droese mit dem Kiel nach oben auf dem Neuen Friedhof Finkenwerder aufgebahrt wurde. Das originalgetreue und schwimmfähige Boot rettete er von einem ausgemusterten Seefrachter. Auf dem Friedhof markiert es nun den anonymen Urnenhain, einen Ort, der bewusst auf das Aufstellen von Grabmalen verzichtet.

Die kunstsinnige Fachwelt zeigte sich tief entzückt angesichts der vielfältigen Deutungsmöglichkeiten und Bezüge, die sich durch den Zusammenhang von Friedhof und Rettungsboot ergeben. Boote haben in den verschiedenen Weltreligionen wie auch in der Mythologie besondere Bedeutung und stehen u.a. für eine rettende Arche oder auch für den Übergang vom Leben in den Tod. Man denke nur an den Fährmann Charon, der die Seelen der Toten über den Fluss Styx bringt. Auch das außer Funktion genommene, an Land gelagerte Rettungsboot lässt sich symbolisch umdeuten. Wenn dann noch hinzukommt, dass der Künstler selbst als Sohn eines Pfarrers auf einer Nordseeinsel aufgewachsen ist und zeitweise als Friedhofsgärtner gearbeitet hat, vervollständigt sich das künstlerische Puzzlespiel.

Bei den Angehörigen der Bestatteten und den Besuchern des Friedhofs indes stieß das Boot als Stätte des Andenkens auf deutlich weniger Gegenliebe als in der Fachwelt. Also verfügte der Künstler, dass man das Boot vom Grün überwachsen lassen solle, so dass dem Kunstwerk durch die künftige Unsichtbarkeit noch eine weitere Deutungsebene hinzugefügt werden möge.

Person

Felix Droese
Kalus Felix Droese wurde am 2. Februar 1950 in Singen geboren und wuchs auf der Nordseeinsel Nordstrand auf. Nach einem Kunststudium ab 1970 an der Kunstakademie in Düsseldorf u.a. bei Josef Beuys und Peter Brünning, engagierte er sich politisch. Seine erste Ausstellung zeigte 1980 Papierschnitte im Museum in Bochum, er war Gast der documenta 7 in Kassel 1982 und erhielt 1988 eine Einladung zur Biennale in Venedig. 1986 übernahm er eine Professur an der Städelschule in Frankfurt am Main. Neben seinen teils voluminösen Papierarbeiten und Installationen wurde er bekannt durch seine beuyssche „Aktionskunst“ wie eine „Baumpflanzaktion an der ehemaligen Grenze“ bei Ifta (Thüringen), das „Haus der Waffenlosigkeit der Bundesrepublik“ (Biennale) oder der Druck von 5000 Exemplaren von 5-DM-Scheinen als Holzdrucken auf Zeitungsseiten. Seit 1990 lebt und arbeitet Felix Droese in Mettmann bei Düsseldorf.

Weitere Informationen (extern):Website Wikipedia

Galerie

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