Otto Flath:
Figurengruppe in der Lutherkirche

Otto Flath: Figurengruppen in der Lutherkirche (Foto: Kunst@SH/Jan Petersen, 2024)

Daten zum Werk

Otto Flath: Figurengruppe in der Lutherkirche (1936-37, Ulme)
Lutherkirche, Moislinger Allee 96, 23558 Lübeck (St. Lorenz Süd)

Routenplaner: 53.85438, 10.66398


Beschreibung

Für die 1937 eingeweihte Lutherkirche in Lübeck erstellte Otto Flath den Altar, bestehend aus einer vierteiligen Figurengruppe aus Lindenholz die sich zu beiden Seiten eines schlichten, großen Holzkreuzes gruppierte. Dargestellt sind acht Figuren, davon vier Erwachsene und vier Kinder verschiedener Altersgruppen. Unter Verzicht auf die Darstellung christlicher Figuren war hier die Gemeinde bzw. die Familie unter dem Kreuz der Kirche versammelt. In ähnlicher Form gestaltete Otto Flath die Altäre weiterer Kirchen, teilweise jedoch auch einschließlich der Darstellung von Christus und Engeln.

Ab Ende der 1980er Jahre entspann sich eine lebhafte Diskussion über die Form der Darstellung, woraufhin ab 1990 die Gruppe ohne das Kreuz im Seiteneingang aufgestellt wurde. 2014 fand nach einem Künstlerwettbewerb eine Umgestaltung des Altarraums statt. Im Zuge dessen inszenierte der Künstler Werner Mally (* 1955) auch die Figurengruppe neu: Er stellte sie mit der Rückseite zum Betrachter vor einen raumhohen Spiegel, sodass sich die Wirkung stark veränderte. Diese Inszenierung unter dem Titel Reflexion gibt immer nur Fragmente der Gruppe zur Ansicht frei, sodass die betrachtenden Personen sich aktiv um die Figuren bewegen und sich stärker mit ihr auseinander setzen müssen.

Postkarte der Lutherkirche, ca. 1937/38

Person

Otto Flath
Otto Flath wurde am 9. Mai 1906 in Staritzke bei Kiew geboren. 1917 wurde die deutschstämmige Familie aus Russland ausgewiesen, nach beschwerlicher Flucht kam sie 1919 in Melsdorf bei Kiel an. Nach der Schule absolvierte Otto Flath ab 1922 eine Schnitzerlehre bei Karl Schneider in Kiel und bildete sich 1925 zum Bildhauergesellen fort. 1928 erhielt er ein Stipendium in der Holzbildhauerklasse der Kunst- und Gewerbeschule Kiel. 1932 lernte er das Künstlerehepar Ellen und Willy Burmester kennen und gründete gemeinsam mit ihnen den Kieler Künstlerverein. Ab 1936 war er über 50 Jahre lang in Bad Segeberg als freischaffender Holzbildhauer und Maler tätig, nur unterbrochen durch die Zeit des Zweiten Weltkriegs, die ihn schwer erschütterte. Sein Werk umfasst mehr als 3.500 Holzarbeiten (darunter große 50 Altäre) und rund 10.000 Aquarelle und Zeichnungen. Neben biblischen Motiven und Symbolen zeigen seine Arbeiten immer wieder Menschen, die in ihrem Glauben Trost und Zuversicht finden. Arbeiten finden sich in Deutschland, aber auch in skandinavischen Ländern, den USA, der Schweiz und Lettland. Zu den wichtigen Auszeichnungen gehören die Ehrenbürgerschaft der Stadt Bad Segeberg 1971 und das Bundesverdienstkreuz 1981. Otto Flath starb am 10. Mai 1987 in Bad Segeberg. Sein ehemaliges Atelierhaus wird als Kunsthalle Otto Flath für Ausstellungen genutzt.

Weitere Informationen (extern):Website Wikipedia

Literatur:
Werke von Otto Flath in Norddeutschland. GedenkenBedenken. Informationen zur Erinnerungskultur im Bereich der Nordkirche, Band 5, 2024
Gerda Prehn (Hg.): Otto Flath – Frühe Werke, J.F. Steinkopf Verlag, Kiel 2010
Gerda Orthmann: Altäre – Otto Flath, Bad Segeberg 1989
Gerda Orthmann: Otto Flath – Leben und Werk, Selbstverlag Hamburg 1988
Otto Flath – Ein norddeutscher Holzbildhauer, 6. Auflage 1977
Friedrich Laubscher: Gestaltgewordenes Erleben – Der Holzbildhauer Otto Flath, Verlag Junge Gemeinde Stuttgart, 1975




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Galerie

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