Otto Flath:
Figurengruppen in der Lutherkirche

Otto Flath: Figurengruppen in der Lutherkirche (Foto: KUNST@SH/Jan Petersen, 2023)

Daten zum Werk

Otto Flath: Figurengruppen in der Lutherkirche (1936-37, Lindenholz)
Lutherkirche, Moislinger Allee 96, 23558 Lübeck (St. Lorenz Süd)

Koordinaten: 53.85438, 10.66398

Beschreibung

Für die 1937 eingeweihte Lutherkirche in Lübeck erstellte Otto Flath den Altar, bestehend aus einer vierteiligen Figurengruppe aus Lindenholz die sich zu beiden Seiten eines schlichten, großen Holzkreuzes gruppierte. Dargestellt sind acht Figuren, davon vier Erwachsene und vier Kinder verschiedener Altersgruppen. Unter Verzicht auf die Darstellung christlicher Figuren ist hier die Gemeinde bzw. die Familie unter dem Kreuz der Kirche versammelt. In ähnlicher Form gestaltete Otto Flath die Altäre weiterer Kirchen, teilweise jedoch auch einschließlich der Darstellung von Christus und Engeln.

Ab Ende der 1980er Jahre entspann sich eine lebhafte Diskussion über die Darstellung, woraufhin die Gruppe ohne das Kreuz ab 1990 im Seiteneingang aufgestellt wurde. 2014 wurde der Altarraum nach einem Künstlerwettbewerb umgestaltet. Im Zuge dessen inszenierte der Künstler Werner Mally (* 1955) die Figurengruppe neu: Er stellte sie mit der Rückseite zum Betrachter vor einen raumhohen Spiegel, sodass sich die Wirkung stark veränderte. Diese Inszenierung unter dem Titel Reflexion gibt immer nur Fragmente der Gruppe zur Ansicht frei, sodass die betrachtenden Personen sich aktiv um die Figuren bewegen und sich stärker mit ihr auseinander setzen müssen.

Eine weitere Figurengruppe von Otto Flatz – Drei trauernde Frauen – stand ursprünglich vor dem Gedenkfenster von Erich Klahn an die Toten des Ersten Weltkriegs. Heute steht sie etwas abgerückt davon im Treppenaufgang zur Empore.

Person

Otto Flath
Otto Flath wurde am 9. Mai 1906 in Staritzke bei Kiew geboren. 1917 wurde die deutschstämmige Familie aus Russland ausgewiesen und siedelte sich 1919 in Melsdorf bei Kiel an. Nach der Schule absolvierte Otto Flath ab 1922 eine Schnitzerlehre bei Karl Schneider in Kiel und bildete sich 1925 zum Bildhauergesellen fort. 1928 erhielt er ein Stipendium in der Holzbildhauerklasse der Kunst- und Gewerbeschule Kiel. 1932 lernte er das Künstlerehepar Ellen und Willy Burmester kennen und gründete gemeinsam mit ihnen den Kieler Künstlerverein. Ab 1936 war er über 50 Jahre lang in Bad Segeberg als freischaffender Holzbildhauer und Maler tätig, nur unterbrochen durch die Zeit des Zweiten Weltkriegs. Sein Werk umfasst mehr als 3.500 Holzarbeiten (darunter große 50 Altäre) und rund 20.000 Aquarelle und Zeichnungen und ist vielfach religiös geprägt. Arbeiten finden sich in Deutschland, aber auch in skandinavischen Ländern, den USA, der Schweiz und Lettland. Zu den wichtigen Auszeichnungen gehören die Ehrenbürgerschaft der Stadt Bad Segeberg 1971 und das Bundesverdienstkreuz 1981. Otto Flath starb am 10. Mai 1987 in Bad Segeberg. Sein ehemaliges Atelierhaus wird als Kunsthalle Otto Flath für Ausstellungen genutzt.

Weitere Informationen (extern):Website Wikipedia

Literatur:
Gerda Prehn (Hg.): Otto Flath – Frühe Werke, J.F. Steinkopf Verlag, Kiel 2010
Gerda Orthmann: Otto Flath – Leben und Werk, Selbstverlag Hamburg 1988
Otto Flath – Ein norddeutscher Holzbildhauer, 6. Auflage 1977
Friedrich Laubscher: Gestaltgewordenes Erleben – Der Holzbildhauer Otto Flath, Verlag Junge Gemeinde Stuttgart, 1975

Galerie

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