Daten zum Werk
Karl-Henning Seemann: Grenze (1982, Bronze)
Direktion der Bundespolizei, Raaberg 6, 24576 Bad Bramstedt
Routenplaner: 53.92612, 9.89097
Beschreibung
Zwei uniformierte Männer stehen einander in fast greifbarer Nähe gegenüber und betrachten sich mit großer Ernsthaftigkeit mit Hilfe zweier Scherenferngläser – zweimal um die Ecke. Obwohl sie nur durch einen schmalen Balken in Augenhöhe voneinander getrennt sind, nehmen sie den Umweg über die Technik, statt den persönlichen Kontakt und Austausch zu suchen. Ob sie tatsächlich nicht merken, dass nur der Balken – das Brett vor dem Kopf – sie trennt, oder ob sie Abgrenzung und Argwohn nicht eher bewusst zelebrieren, bleibt unklar.
Beim Betrachter ruft die Szene Schmunzeln und Kopfschütteln zugleich hervor. Die beiden Figuren stehen einander fast wie Spiegelbilder gegenüber: Ihre fast identische Kleidung und die gleiche, gebückte Haltung lassen keine Unterschiede zwischen den beiden Lagern erkennen und überspitzen damit das Absurde der Situation.
Bildhauer Karl-Henning Seemann schuf die Bronzeplastik der beiden Grenzbeamten im Jahr 1982, als der Kalte Krieg gerade mal wieder besonders ungemütlich wurde. Ost und West standen sich unversöhnlich gegenüber, wetteiferten in jeglicher Hinsicht und standen stets kurz vor der Eskalation. Angesichts der politischen Spannungen war sein Beitrag eine gezielte Provokation, doch schien der Humor als durchaus angebracht, um das Thema plastisch darzustellen.
Aufgestellt wurde die Arbeit nicht an der innerdeutschen Grenze, sondern im weit entfernten Nordfriesland, auf dem Gelände des Bundesgrenzschutzes in Bredstedt. Als dieser Standort nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten aufgelöst wurde, bezogen die zwei Figuren ein neues Quartier vor der Direktion der Bundespolizei in Bad Bramstedt. Auch wenn der Kalte Krieg mittlerweile Geschichte ist, bleibt das gegenseitige Misstrauen der Nationen ein zeitlos aktuelles Thema.
Das Gelände der Bundespolizei ist für Besucher nicht zugänglich. Die Vorstellung der Plastik erfolgt mit freundlicher Erlaubnis des Künstlers und der Behörde.
Person
Karl-Henning Seemann
Karl-Henning Seemann wurde am 13. März 1934 in Wismar geboren. 1953–55 studierte er an der Hochschule für Bildende und Angewandte Künste Berlin-Weißensee und 1955–59 an der Hochschule für Bildende Künste Berlin-Charlottenburg bei Bernhard Heiliger. 1959 schloss sich ein Kunsterzieherexamen an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart an. 1961–65 war er Assistent am Lehrstuhl für Modellieren und Aktzeichnen an der TH Braunschweig bei Jürgen Weber. 1974 bis 1997 war er Professor an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Die Identität der Perspektive spielt in seinen Arbeiten eine wesentliche Rolle. Dabei sollen die Skulpturen die Spannung zur Architektur als auch die Landschaft um sie herum mit einbinden und diese Wirkung und Entfernung soll auch noch in der Nähe erlebbar und spürbar bleiben. Er lebte und arbeitete in Löchgau in Baden-Württemberg. Dort starb er am 14. Januar 2023.
Weitere Informationen (extern):Wikipedia
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Galerie
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