Lothar Fischer:
Enigma-Variationen

Lothar Fischer: Enigma-Variationen (Foto: KUNST@SH/Jan Petersen, 2018)

Daten zum Werk

Lothar Fischer: Enigma-Variationen
(1996-1997, Bronze, acht Figuren, je 2,30 Meter)
Meßberghof, Meßberg 1, 20095 Hamburg (Hamburg-Altstadt)

Routenplaner: 53.54768, 10.00243


Beschreibung

Der Meßberghof ist Teil des Hamburger Kontorhausviertels, das heute Teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist und als eines der eindrucksvollsten Stadtquartiere der 1920er Jahre in Deutschland gilt. Das damals nach dem Reeder Albert Ballin als „Ballinhaus“ benannte Gebäude entstand Anfang der 1920er Jahre nach Plänen der Architekten Hans und Oskar Gerson und wurde 1938 wegen der jüdischen Herkunft Albert Ballins zwangsweise umbenannt. Die Architekten verfolgten das Ziel, die klare und massive Struktur des zehngeschossigen Hochhauses zu betonen und die Flächen nicht zu stark zu zergliedern. Der Bildhauer Ludwig Kunstmann (1877–1961) gestaltete neben bauplastischen Akzenten auch acht expressionistische Fassadenfiguren aus Sandstein für die drei Frontseiten, die oberhalb des ersten Stockwerks angebracht waren. Aufgrund starker Schäden wurden diese 1968 entfernt und gingen verloren.

1983 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt und einige Jahre später saniert. Auch die Statuen sollten ersetzt werden, doch eine Rekonstruktion war nicht möglich. In einem Wettbewerb überzeugte der Bildhauer Lothar Fischer mit seinen acht Enigma-Variationen die Jury. Waren Kunstmanns Skulpturen noch aus hellem Sandstein, fertigte Fischer nun Figuren aus dunkler Bronze. Sie unterstreichen die Gestaltung der Architektur und betonen sowohl die vertikale als auch die horizontale Gliederung.

Die geheimnisvollen Plastiken zeigen archaisch stilisierte Figuren, deren Gestalt immer wieder variiert wird. Die einzelnen Figuren sind nicht aufeinander bezogen, sondern wenden sich direkt dem Betrachter zu. Durch die Platzierung an drei Seiten des Gebäudes sind nie alle Figuren zugleich sichtbar, sodass die Fassade nach und nach abgeschritten werden muss.

Person

Lothar Fischer
Lothar Fischer wurde am 8. November 1933 in Germersheim geboren und wuchs in Neumarkt in der Oberpfalz auf. 1952–58 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste in München, zuerst Kunsterziehung bei Anton Marxmüller und ab 1953 Bildhauerei bei Heinrich Kirchner. 1957 gründete er zusammen mit den Studienkollegen und Malern Heimrad Prem, Helmut Sturm und Hans Peter Zimmer die Künstlergruppe „Spur“. 1959 erhielt er ein Stipendium der Villa Massimo, Rom. 1964 war er Teilnehmer der documenta III in Kassel. 1971 erhielt er den Förderpreis für Bildhauerei der Stadt München, 1972 den Kunstpreis der Stadt Darmstadt und 1990 den Kunstpreis Rheinland-Pfalz. 1975–1997 lehrte er als Professor an der Universität der Künste in Berlin. 1984 war er Dozent an der Internationalen Sommerakademie in Salzburg. 1991 wurde er Ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Sein Werk umfasst plastische Arbeiten in Ton, Bronze und Eisen sowie zahlreiche Tuschpinselzeichnungen und Aquarelle. Das Thema kreist um die abtrahierte menschliche Figur. Seine Werke sind im öffentlichen Raum und in vielen Sammlungen deutscher Museen zu sehen. Er starb am 15. Juni 2004 in Baierbrunn bei München. Ein großer Teil seines Lebenswerks und seines Nachlasses ist im Museum Lothar Fischer in Neumarkt in der Oberpfalz ausgestellt, das wenige Tage nach seinem Tod eröffnete.

Weitere Informationen (extern):Website Wikipedia

Galerie

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